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In Berlin demonstrieren Menschen gegen eine neue Schwangeren-Beratungsstelle des Vereins Pro Femina

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Nach Recherchen von BuzzFeed News manipuliert der christlich geprägte Verein Schwangere, damit sie sich gegen eine Abtreibung entscheiden.

Etwa hundert Menschen demonstrierten am Donnerstagnachmittag in Berlin-Charlottenburg gegen den Verein Pro Femina. Die Organisation hatte am 1. Juli eine neue Beratungsstelle eröffnet, in der Frauen im Schwangerschaftskonflikt beraten werden sollen.

Recherchen von BuzzFeed News zeigten Ende vergangenes Jahr, dass Pro Femina diese Regelung für die eigenen Ziele nutzt, Schwangere manipuliert und gesetzliche Regelungen ignoriert. So ist etwa das öffentliche Auftreten der Organisation kaum von staatlich beauftragten Beratungsstellen zu unterscheiden. Die Beratung selbst ist nach unseren Recherchen nicht wie gesetzlich vorgeschrieben ergebnisoffen. Stattdessen werden Schwangere mit verschiedenen Methoden so manipuliert, dass sie sich möglichst gegen eine Abtreibung entscheiden.

Pro Femina ist einer der größten Beratungsorganisationen, die sich im Umfeld der Anti-Abtreibungsszene bewegt. Der Name klingt ganz ähnlich wie pro familia, einer der größte Beratungsanbieter in Deutschland. Mehr als 14.000 Frauen hat Pro Femina nach eigenen Angaben 2018 beraten. Der Jahresetat, finanziert aus Spenden, betrug zuletzt mehr als drei Millionen Euro.

Beratung ist gesetzlich vorgeschrieben

Schwangere, die eine Abtreibung möchten, müssen in Deutschland zu einer sogenannten Schwangerschaftskonfliktberatung, in der sie einen gesetzlich vorgeschriebenen Beratungsnachweis erhalten. Ohne Nachweis würden sie sich bei einer Abtreibung strafbar machen.

Pro Femina stellt diese Beratungsnachweise nicht aus, kommuniziert dies jedoch nicht immer und oder macht es nicht hinreichend transparent, ergab unsere Recherche. Andrea Dondelinger, Geschäftsführerin des Internationalen Frauen- und Familienzentrums Heidelberg e.V., sagte BuzzFeed News: „Aus unserer Sicht ist die Arbeit sehr kritisch zu bewerten, weil damit unter Umständen die Möglichkeit verhindert wird, rechtzeitig einen Schwangerschaftsabbruch zu bekommen.“

Aktivist*innen des Bündnisses „Marsch für das Leben – What the actual fuck?" hatten deshalb zu der heutigen Kundgebung aufgerufen. Sie fordern unter dem Motto „Pro Choice statt Pro Femina“ die Schließung der Beratungsstelle, eine ergebnisoffene Beratung von Schwangeren sowie freien Zugang zu Informationen über Abtreibungen.

Pro Femina ist bereits in München und Heidelberg aktiv und hat nun, wie bereits vor Monaten angekündigt, eine dritte Zweigstelle in Berlin eröffnet. In Deutschland gibt es laut Eike Sanders vom Archiv apabiz rund 60 Anti-Abtreibungsorganisationen. Etwa die Hälfte bieten laut Sanders Beratungsleistungen an.

In einer Email hatte der Vorstandsvorsitzende des Vereins Kristijan Aufiero angekündigt, Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen. Eine Antwort hat BuzzFeed News bis heute nicht erhalten.

Hast du Erfahrungen bei Pro Femina oder anderen Anti-Abtreibungsorganisationen gemacht und möchtest uns davon berichten? Dann schreibe unserer Reporterin an: juliane.loeffler@buzzfeed.com

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